Hört auf Leute wegzuhassen

Diesen Artikel wollte ich schon seit Längerem schreiben. Ich nehme mir jetzt einfach einmal Eich’s Rück- und Austritt von Mozilla als Anlass dazu. Vorsicht: Es wird ein Rant! Ich bin ausnahmsweise also einmal weniger sachlich 😉Anfang des Jahres hat noch Martin Weigert auf netzwertig.com darüber geschrieben, mehr Empathie walten zu lassen, wenn es um Berichterstattung in der IT geht. In den vergangenen Wochen habe ich weitere Artikel von (Web-)Entwicklern gelesen, die ebenfalls mehr Rücksicht und Einfühlungsvermögen von ihren Kollegen einforderten. Und was haben wir stattdessen?

Nazis weghassen

Weghassen von Vorständen und engagierten Piraten in der Partei. Nur weil eine kleine Gruppe von … Individuen sich so öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen versteht und damit die ganze Arbeit torpediert!

Abschießen von Bundespräsidenten als Muskelprobe von unseren Verlagen. Wegen irgendeiner Kamelle von vor Jahren.

Das selbe jetzt mit Eich. Mein Gott, wie lange war das jetzt schon bekannt?! Und jetzt, wo immer mehr auf … “Gleichberechtigung” gedrängt wird (ich hab da meine Probleme mit in gewissen Dingen …), wird es also ausgegraben. Ich mein, wie viele Entwickler waren das denn jetzt, die mit Eich als Geschäftsführer ein Problem hatten? Und in einem persönlichen Gespräch ging das nicht zu klären? Was war denn die ganzen Jahre davor, als er CTO im selben Unternehmen war? Leute, also wirklich!

Christian Heilmann hat da am Montan einen Artikel “über das Hassen” verfasst. Lest ihn (er ist auf Englisch). Es geht darum, dass Hass so eine starke Emotion ist, an der aber auch gar nichts Positives zu finden ist. Sie ist nur eins: desktruktiv. Und durch den inflationären Gebrauch erwirken wir nur eine Bagatellisierung der Aussage. Das ist hier in Deutschland ähnlich mit einer anderen Floskel: Ich schwör, Mann! Immerhin ist einigen Jugendlichen noch bewusst, dass ein Schwur durchaus etwas Ernstes ist (“Wenn du es ehrlich meinst, darfst du schwören.”). Achtet doch bitte mehr auf eure Worte, wenn ihr flucht. In meinen Kreisen hat sich beispielsweise “What the heck” eingebürgert 🙂 Fluchen ist zwar immer noch unfein, aber ich finde den Umgang damit immerhin kreativ. Okay, die Person, von der ich das habe, hört auch Metal …

Oder nehmen wir Tim Wilson vom OpenBytes-Blog. Er geht die Frage der Moral von einer atheistischen Seite an. Sehr spannend 🙂 Ich mein, woran orientieren wir uns, wenn wir Gott aus der Gleichung nehmen? Wie bestimmen wir einen kleinsten gemeinsamen Nenner? (Im Netz bekannt als Netiquette ;-)) Auf jeden Fall gefällt mir die Erklärung besser als dieses Bild:

Too stupid to understand science? Try religion!

Wieder wird Religion ein gewisser Wert abgesprochen. Stattdessen wird Wissenschaft zur Ersatzreligion erhoben. Lasst den Leuten doch ihren Freiraum. Auch wenn’s schwer fällt.

Ich möchte euch wirklich bitten, Streitigkeiten “professionell” zu lösen, ohne gleich einen Shitstorm auszulösen. Schreibt die Person doch einfach einmal an und bittet um ein Gespräch. Vieles lässt sich sicher auch friedlich beilegen. Man muss nicht gleich zur Presse laufen 😉

Sind ja nicht im Kindergarten hier!

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