Abschied aus Sozialen Netzwerken

Ich hatte es bereits vor den Weihnachtsferien angekündigt: Ich werde meinen Twitter-Account stilllegen.

Der Grund liegt darin, dass ich nicht mehr mit der Informationsflut darin klar komme.

In diesem Artikel geht es also um:

  1. das aktuelle Problem mit Twitter
  2. Reaktionen aus meinem Umfeld
  3. Optionen zum Wechsel
  4. Blog-Feeds als Alternative?
  5. Mein weiteres Vorgehen
Quotation:
Flickr: ”Quotation: „…the average person now takes in the information equivalent of 175 newspapers…“ von Ken Whytock (CC BY-ND)

Das aktuelle Problem mit Twitter

Ich hab es in der Vergangenheit damit probiert, die Anzahl der Personen, denen ich folge, auf etwa 100 zu reduzieren. Das war noch in meiner Studiums-Zeit.

Jetzt pendle ich jeden Tag circa 30 – 45 Minuten zur Arbeit und bin ein Großteil der Zeit eigentlich nur damit beschäftigt, meinen Twitter-Strom zu checken (ca. 30 Minuten). Dabei teile ich viele Tweets, um sie mir später näher anschauen zu können – allein ich komme nie dazu.

Reaktionen aus meinem Umfeld

Jetzt hab ich bei einigen Freunden schon gesehen, dass sie ihre Sozialen Netzwerke konsolidieren, sprich: Sie löschen Accounts, bei denen sie nicht mehr aktiv werden (oder legen sie still und befeuern sie nur noch über Skripte). Scheint also eine gute Zeit dafür zu sein.

Die Frage ist jetzt, wohin umziehen?

Optionen zum Wechsel

Ich habe mir überlegt, vielleicht ein anderes Soziales Netzwerk auszuprobieren. Wikipedia hat da ja eine tolle Übersicht zu.

Idealerweise möchte ich selber eine Instanz hosten können (bspw. bei Uberspace). Warum?
Ich vermisse immer mehr das Gefühl, dass die Meldungen meine sind. Vielmehr gehören sie dem Sozialen Netzwerk (wie etwa Twitter). Was passiert denn nun eigentlich damit, wenn Twitter Pleite geht (ist ja immerhin an der Börse >_>)?
Ich möchte gerne eine „Privatkopie“ meiner Mitteilungen haben.
Kann ich ja herunterladen.

Aber wie wäre es, wenn ich beides kombiniert haben könnte?
Veröffentlichung mit anderen teilen (aka sozial netzwerken), während die Daten bei einem selber liegen (aka dezentral/föderiert)?

Mir kam da mein diaspora*-Account bei Geraspora wieder in den Sinn.

Und dann las ich den Abschiedsbrief von Thomas.
Stimmt eigentlich. Auf diaspora* wuseln derzeit immer noch sehr viele Antifas und FLOSS-Anhänger herum, die mehr mit der Selbstbeweihräucherung beschäftigt sind, als dass sie ein breites Nachrichtenspektrum abbilden würden.

Vielleicht also nur ein diaspora*-Pod oder Anschluss an die anderen.
Die Free Software Foundation scheint auch GNU Social viel zu nutzen. Vielleicht schau ich mir das einmal an.
Aber es ist in PHP geschrieben, was ich eigentlich nicht nutzen möchte
(zu schlechter Ruf der Programmiersprache). Damit scheidet bei mir auch
Friendica aus.

Blog-Feeds als Alternative?

Wie Thomas in seinem Artikel bereits erwähnte, bevorzuge ich einen Feedreader zum Lesen von Feeds. Ich hab zwischen 60 und 100 Feed-URLs in meinem, die ich regelmäßig lese. Könnte man um RSS also ein Soziales Netzwerk errichten?

Im Basic Thinking Blog wurde jetzt auch der Weihnachtswunsch geäußert, eine Software zu haben, die nur Feeds vorschlägt, die ein Zeitkontingent abdecken. Soll heiße, wenn ich meine 30 Minuten Fahrtzeit habe, möchte ich Artikel lesen, die ich auch in 30 Minuten verarbeitet bekomme (bspw. 10 Minuten Kurzzusammen-fassungen, 20 Minuten ausführlicherer Artikel). Wäre cool, wenn der Algorithmus von Sören Hentzschels Blog öffentlich wäre, um die Lesezeit eines Artikels zu schätzen.
Ich selber ertappe mich dabei, auch in meinem Feedreader Artikel nachträglich als ungelesen zu markieren, weil ich daraus noch eine Handlung ableiten wollte – in diesem Zuge werde ich bei Gelegenheit den Reader forken, um eine Notiz-Funktion pro Artikel und ein paar andere Schmankerl zu implementieren (bspw. Sortierung nach Tags/Kategorie, Visualisierungen etc.).

Als technologischen Unterbau von einem Sozialen Netzwerk rund um RSS/Atom könnten Web Mentions dienen, die gerade im W3C zum Editor’s Draft herangereift sind, wie GNU MediaGoblin berichtete. Ich müsste mir auch noch die Implementierungen ansehen, bevor ich mich ggf. daran mache, Code zu schreiben.

Idealerweise wünsche ich mir ein Netzwerk, bei dem jedes Endgerät mit allen anderen ein Mesh bildet – allein ich mache mir Sorgen um Rechenleistung und Akku-Verbrauch. Aber da kann ich ja direkt mit meinem Firefox OS Smartphone experimentieren. JavaScript’s Sicherheitspolitik (Cross-Origin-Anfragen) könnten dabei zu einer echten Herausforderung werden.

Mein weiteres Vorgehen

Die Zeit dafür hab ich ja jetzt, indem ich keinem Sozialen Netzwerk mehr welche widmen muss … Vielleicht helfen einem Zwischenberichte, zu dem, was man herausgefunden hat ja.

2 Gedanken zu “Abschied aus Sozialen Netzwerken

  1. Du schreibst mir aus der Seele. Bin gespannt, wie deine Schlußfolgerungen konkret aussehen werden.
    In den meisten Netzwerken bin ich beruflich unterwegs. Es ist schlicht Öffentlichkeitsarbeit. Niemals würde ich Facebook oder WhatsApp nutzen, wenn nicht ganz greifbarer Nutzen damit einher ginge.
    Solange die Sache mit der Reizüberflutung und der Datenschutz schwer vermittelbar sind, wird sich nicht viel ändern. Status.net? Tote Hose. Es ist einfach zu viel, wenn ich nach der Durchsicht aller beruflich genutzten Kanäle auch noch die Vielzahl besserer Wege privat überprüfen sollte. Bei Diaspora* bin ich geblieben. Da bin ich gut verortet. 2015 hatte ich versucht, einen eigenen Knoten einzurichten, weil ich nicht nur Nutzerin sein will. Aber das ist eine Nummer zu groß für mich. Sehr schade. Diaspora* braucht mehr Knoten.
    Die Freifunker, der CCC und deine Bekehrungen in Sachen PERL befeuern mein Interesse an Programmierung, Internet, Datensicherheit und Kommunikation. Nerds, die ihre Begeisterung in die Öffentlichkeit tragen: wir brauchen gesellschaftlich mehr davon. Die Öffentlichkeit steht vielen Problemen ratlos gegenüber und braucht die gesellschaftlichen Gegenentwürfe der Nerds, die ihre Kultur bereitwillig teilen und gerne erklären. Das ist neu. Viele fragen sich, ob das klappen kann. Kann man davon leben? Immerhin ist das Interesse geweckt.
    Abschied aus Sozialen Netzwerken heißt ja nicht, dass du dich aus dem Netzwerken und dem Sozialen verabschiedest. Viel Erfolg dabei. Halt uns auf dem Laufenden.

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